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Der Pionier, der gar nicht dabei war

Je länger die Errichtung des ersten Lifts in Sölden zurückliegt, desto schamloser wird die Geschichte auf den Kopf gestellt. Nein, Buggls Falkner war nicht unter den Pionieren damals, 1947/1948. Er war verhindert sozusagen. Gerichtlich. Bis Ende 1949 lief da noch das Strafverfahren gegen ihn als ehemaligen illegalen Nazi (ab 1933) und späteren NS-Ortsgruppenleiter vor dem Volksgericht in Innsbruck. Und sein Vermögen war beschlagnahmt.

Bote für Tirol, 24.12.1948

Die Geschichte geht anders, als sie heute erzählt wird. Und zwar ganz anders. In Wahrheit haben rund vierzig Gemeindebürger mit kleinen Beträgen und unter tatkräftiger Mithilfe der Gemeinde den Bau des ersten Sessellifts nach Hochsölden ermöglicht. Die „Betriebsgemeinschaft des Skiliftes Sölden – Hochsölden“ war eine sogenannte Erwerbsgesellschaft bürgerlichen Rechts, eine lose Zusammenkunft mehrerer Personen, ohne Eintrag im Handelsregister.

„Daß der Skilift nun steht, ist in erster Linie der nichtruhenden Initiative des Obmannes des Verkehrsvereines Sölden Dr. (Valentin) Falkner zu verdanken. Es wurde eine Gesellschaft gegründet, welche von der Bevölkerung der Gemeinde Sölden finanziert wurde. Jeder konnte Aktien zeichnen, sei er Gastwirt, Geschäftsmann oder Arbeiter. In der Gemeinde Sölden herrscht beispielhafter Zusammenhalt, der seinesgleichen sucht.“ (Tiroler Nachrichten, 4.5.1948)

Da war der Hans noch ganz weit weg. Hat, im wahrsten Sinne des Wortes, noch recht kleine Brötchen gebacken. 

Erst 1951 gründet sich, wiederum auf Betreiben von Valentin Falkner, eine „Skiliftgesellschaft Sölden – Hochsölden Ges.mbH“ mit fünfzehn Gesellschaftern. Hans Falkner steigt da höchst vorsichtig mit ganzen 6,2 Prozent ein. Auch nach der Kapitalerhöhung 1955 (Aufstockung der Stammeinlagen) bleibt er vorerst bei seinem Klein-Anteil. Erst dann, der Rotkogeljochlift ist 1952 dazugekommen, die Gesellschaft entwickelt sich positiv, übernehmen Hermann Gurschler, Martin Riml und Hans Falkner alle Anteile.

Der Hans selbst hat nie damit geprahlt, dass er von Anfang an dabei gewesen wäre. Erst seine Nachfolger tun es. Dafür umso unverschämter. Es wird gelogen, dass sich die Liftstützen biegen.

Und so geht das Märchen, das heute erzählt wird

„Die Bahnen“ sind das offizielle „Journal der Bergbahnen Sölden“, das regelmäßig an alle Haushalte in der Gemeinde versandt wird. „75 Jahre Bergbahnen Sölden“ nennt sich die Festschrift, die 2023 als 228-Seiten starkes Buch herausgekommen ist.

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