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Der Pfarrer von Vent als Propagandaredner für Hitler

Karl Jais war von 1937 bis zu seinem Tod 1955 Pfarrer in Vent. Bekannt geblieben ist er als Verfasser heiterer Gedichte in seiner Imster Mundart. Zur Wahrheit gehört aber auch, mit welcher Inbrunst er sich für den Anschluss an Hitler-Deutschland ins Zeug geworfen hat. In zahlreichen politischen Versammlungen vor der Volksabstimmung am 10. April 1938 ist er, selber Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, im ganzen Tal und sogar darüber hinaus als fanatischer Befürworter „der Hitlersache“, wie es in der Längenfelder Pfarrchronik heißt, aufgetreten. In Sölden sprach er sogar bei zwei Parteiveranstaltungen, einmal am 3. April und dann noch am 8. April 1938, zwei Tage vor der Abstimmung. Die Schulschwestern berichten in ihrer Chronik: „Parteigenosse Pfarrer Jais von Vent sprach in der Wahlversammlung im Geiste Hitlers und versprach den Leuten alles Gute im neuen Reich.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Hochw. Herr Pfarrer Jais von Vent sprach über die Mißstimmung gegen den Nationalsozialismus und die feindseligen Ausfälle gegen den Nationalsozialismus. ‚Mit alldem ist es nun vorbei. Die Ostmark ist heimgekehrt in das Haus der Deutschen. So könnt und sollt und dürft ihr eure Stimme dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler geben.‘“

Was soll sich das einfache Bairle oder Müeterle ze Selden denken, wenn Hochwürden so spricht? Was sollen die stets brav und folgsam gehaltenen Pfarrkinder, für die der Geistliche die höchste Instanz auf Erden ist, anders abstimmen, als der ihnen gepredigt hat?
Vielleicht hilft das auch, die erschreckend hohe Zustimmung der Wahlberechtigten zum Anschluss an das Deutsche Reich leichter zu verstehen.

Abendblatt der „Innsbrucker Nachrichten“, 6.4.2025

„Aufklärende Priesterworte im Wahlkampfe“

„(…) Dann zerstreute Pfarrer Jais aus Vent in seiner mit großem Beifall aufgenommenen Rede alle religiösen Bedenken gegen den Anschluß. Er zeigte, daß die falsche Meinung, nun sei die Religion in Gefahr nur durch die jahrelange Hetze der katholischen Tiroler Presse hervorgerufen wurde, die immer nur Schlechtes über Deutschland berichtete, während sie die herrliche Aufbauarbeit des Führers totschwieg. Er schilderte, wie der Führer durch seinen Kampf für die Verwirklichung der Volksgemeinschaft, durch seine tatkräftige Unterstützung kinderreicher Familien, durch die Errettung der deutschen Kultur von dem zersetzenden jüdischen Einfluß und ganz besonders durch die Bewahrung Deutschlands vor dem Bolschewismus dem Christentum unschätzbare Dienste geleistet hat. Die Versammlung klang aus in die begeistert gesungenen deutschen Hymnen. Längenfeld stimmt mit ‚Ja‘.“

Pfarrer Jais hat sich nie von seiner Hitlerei distanziert oder gar für seine unheilvolle Agitation entschuldigt. In Imst ist nach wie vor eine Straße nach ihm benannt.

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