
Der Kriegsverbrecher und Judenmörder aus der „Post“
Herbert Andorfer, 1911 in Linz geboren und in Salzburg aufgewachsen, ist 1934 als Hotelsekretär ins Hotel Post nach Sölden gekommen. Er war bereits 1932 der NSDAP beigetreten und 1933 der SS. In Sölden wurde er gleich Ortsgruppenleiter der damals illegalen NSDAP, wo er Mitglieder warb und den Parteiaufbau vorantrieb. Nach dem Anschluss trat er auch öffentlich als Propagandaredner im Tal auf, seine spektakulärste Inszenierung war das Begräbnis des am 9. April 1938 bei der Siegerlandhütte verunglückten 19jährigen Franz Waldhart.

Andorfer führt hier den Zug der Sölder Ortsgruppe an, die den Sarg aus dem Elternhaus in Kaisers abholt und zum Friedhof bringt. 700 auswärtige SA-Männer hat Andorfer zusätzlich als Staffage aufgeboten. Die Parte stammt aus den Innsbrucker Nachrichten vom 12.4.1938.
Wenige Wochen später verlässt Andorfer Sölden.
Um das so Grauenhafte, dass dann passiert, kurz zu machen: 1942 wird er Leiter des Judenreferats in Belgrad und Leiter des dortigen Konzentrationslagers Sajmište. Dort lässt er 7500-8000 Juden und Jüdinnen in Gaswagen umbringen. Dabei werden täglich 70 – 80 von ihnen mit dem Versprechen, in ein besseres Lager zu kommen – und Kinder mit der Ausgabe von Bonbons – in den präparierten Saurer-Diesel-Lkw gelockt, in dem sie vergast werden. Nach der etwa zwanzigminütigen Fahrt werden die Leichen nahe Belgrad in eine Grube gekippt und das aus Häftlingen bestehende Begräbiskommando jeweils erschossen.

1944 kommt Andorfer zum Einsatz gegen Aufständische, im Nazijagon „Bandenbekämpfung“ genannt nach Italien, wo er das berüchtigte nach ihm benannte Mobile Sonderkommando Andorfer anführt. In Ligurien lässt der inzwischen zum SS-Obersturmführer Aufgestiegene im April 140 gefangen genommene Partisanen erschießen. In der berüchtigten „Operation Piave“ in Venetien werden auf seinen Befehl hin Häuser von Verdächtigen niedergebrannt samt ihren Bewohnern, wobei 260 Menschen zu Tode kommen und weitere erschossen werden. So perfid wie in Belgrad geht er auch hier vor: Nachdem viele der potenziellen Opfer, hatten fliehen können, ließ Andorfer plakatieren, jedem der Männer das Leben zu schenken, der sich freiwillig zur Wehrmacht melde. Eltern überredeten ihre Söhne das Angebot anzunehmen, weil sie hofften, diese damit retten zu können. Es meldeten sich 31 junge Männer. Andorfer ließ sie umbringen und an Alleebäumen in Bassano del Grappa aufhängen, versehen mit einem Karton, auf dem Bandito geschrieben stand.

Andorfer floh nach dem Krieg unter dem falschen Namen Hans Mayer über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Venezuela, kehrte Anfang der 1960er Jahre aber nach Österreich zurück und wurde Reiseleiter bei Scharnov-Reisen. Gut möglich, dass er als solcher auch gelegentlich wieder nach Sölden kam, vielleicht auch Kontakt mit seinen alten Kameraden hier hatte, wo sein Reisebüro eine Zeit lang stark vertreten war.

Erst 1967 wurde er von den Deutschen wegen seiner Verbrechen in Jugoslawien in Untersuchungshaft genommen und 1969 vom Landgericht Dortmund zu 2 ½ (!) Jahren verurteilt. Da ihm die U-Haft angerechnet wurde, ist er sofort auf freien Fuß gesetzt worden. Zuletzt lebte er in einem Altersheim in Salzburg.
Wer noch mehr über den Kriegsverbrecher und Massenmörder wissen will, kann sich an mich wenden. In Deutschland entsteht gerade auf Basis meiner Recherchen eine wissenschaftliche Arbeit über Herbert Andorfer.
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